Fritz Kummer (1875–1937) wurde durch seinen Reisebericht ein Bestsellerautor, jedenfalls in der Arbeiterbewegung. Dieser selbstbewusst geschriebene und auch heute mit Vergnügen zu lesende Reisebericht eines Arbeiters ist im Jahre 1913 erstmals erschienen. Der Autor schreibt in seinem Vorwort: „Nur schade, dass die Arbeiter so wenig an ihrer eigenen Geschichte schreiben. Was bis heute über ihr Leben und Denken in Büchern niedergelegt worden ist, wurde zumeist von ihren geistigen, wirtschaftlichen und politischen Gegenfüßlern geschrieben … oder auch, es wird die bessergestellte Klasse als Maßstab für ein ganzes Volk genommen. Daraus müssen Auffassungen werden, die im Gegensatz zu den Tatsachen stehen“.
Von seinen sozialdemokratischen Genossen gedrängt, bemühte sich Kummer um das Gegenteil. Er distanzierte sich von bürgerlichen Reiseschilderungen: Solange „ein Arbeiter-Bädeker nicht geschrieben ist, muss sich der Proletarier ohne gedruckten Führer seinen Weg durch fremde Länder bahnen“.
Kummer schildert das Vegetieren der Emigranten auf den Zwischendecks der Überseedampfer. Wandernd oder mit der Eisenbahn, per Anhalter und zumeist in seinem Beruf als Metall- oder Eisenbahnarbeiter seinen Unterhalt verdienend, schlägt sich Kummer durch. Drei Jahre dauert die Reise, eine genaue Datierung gibt es nicht, doch fand sie wohl zwischen 1907 und 1911 statt.
Von Osten nach Westen die USA durchquerend, führte ihn sein Weg von dort nach Japan, China, Ceylon und Palästina. Er besuchte (in seiner Schreibweise): Neujork, Pittsburg, Ghikago, St. Louis, Denver, Ogden, St. Franzisko, Hawai, Jokohama, Tokio, Osaka, Nagasaki, Schanghai, Hongkong und Singapore.
Die obige Vorderseite des Schutzumschlages wurde von Lothar Reher gestaltet. Das Cover gehört zur dritten Ausgabe des Reiseberichtes, als Neudruck herausgegeben von mir 1986 im Gustav Kiepenheuer Verlag (Berlin und Weimar) und mit einem Nachwort versehen, das hier dokumentiert wird.
Fritz Kummer, undatiertes Foto