Laizismus und Kultur

Der fol­gen­de Text behan­delt das The­ma aus dem Blick­win­kel eines schwach orga­ni­sier­ten Huma­nis­mus in Deutsch­land, der sich zwi­schen Kon­fes­si­on und Kul­tur­or­ga­ni­sa­ti­on bewegt. Der Auf­satz kon­zen­triert sich auf fünf Aspek­te der damit ver­bun­de­nen umfäng­li­chen Pro­ble­me, den Zusam­men­hang von „Lai­en­welt“, Frei­den­ker­or­ga­ni­sa­ti­on und Huma­nis­mus, das Ende der pries­ter­li­chen Herr­schafts­for­men in der Moder­ne, Kul­tur und Huma­nis­mus, Geschich­te und Zweck öffent­li­cher Kul­tur­för­de­rung und dar­auf bezo­gen das Agie­ren von huma­nis­ti­schen Verbänden.

Auf die Behand­lung fol­gen­der dazu­ge­hö­ri­ger drei The­men wird hier aus Platz­grün­den ver­zich­tet, obwohl erst deren Erör­te­rung eini­ge der auf­ge­stell­ten The­sen erhär­ten, die Geschich­te und Struk­tur der staat­li­chen Reli­gi­ons­för­de­rung, der kon­zep­tio­nel­le Zusam­men­hang von Kul­tur­staats­theo­rie und Staats­kir­che und (vor allem) die Theo­rie und Pra­xis öffent­li­cher Kul­tur­för­de­rung, im Unter­schied zur Reli­gi­ons­för­de­rung, die sich zumin­dest in dem Bereich über­schnei­den, wo die Reli­gi­ons- und die Welt­an­schau­ungs­pfle­ge, zur Letz­te­ren gehört die „Huma­nis­mus­pfle­ge“, sich überschneiden.

Laienwelt“, Freidenkerorganisation und Humanismus

Das Wort „Laie“, das im deut­schen Begriff des Lai­zis­mus steckt, war in unse­rem Kul­tur­raum seit dem aus­ge­hen­den Mit­tel­al­ter der Gegen­be­griff zu „Kle­rus“. Der Begriff besaß die bis heu­te wir­ken­de Dop­pel­be­deu­tung „das gemei­ne Volk“ (Nicht­kle­ri­ker, Leu­te, Kriegs­leu­te, Unter­ta­nen) und unge­lernt, „lai­en­haft“, unge­lehrt, nicht berufs­mä­ßig. Das Wort „Welt­an­schau­ung“, als es um 1900 um ers­te Gemein­schaf­ten im Gegen­satz zu Reli­gi­ons­ge­sell­schaf­ten ging, etwa frei­re­li­giö­se, hat­te eben­falls einen Dop­pel­sinn, mein­te „Poe­ten­re­li­gi­on“ und „Lai­en­phi­lo­so­phie“. Als das Wort „Welt­an­schau­ung“ dann 1919 in die Wei­ma­rer Reichs­ver­fas­sung kam, hat­te es noch immer die­se Bedeu­tung und die Befür­wor­ter des Arti­kels 137,7, den das Grund­ge­setz über­nom­men hat, dach­ten zum einen völ­kisch-natio­nal, zum and­ren sozialistisch-freireligiös.

Da besaß das Nach­den­ken über eine orga­ni­sier­te Kul­tur neben oder auch außer­halb des mit dem Staat eng ver­floch­te­nen Chris­ten­tums schon eine län­ge­re Geschich­te mit Höhe­punk­ten im „Vor­märz“ der Revo­lu­ti­on von 1848/49. In den 1860er Jah­ren begin­nend ent­fal­te­ten sich dann in Deutsch­land in Nach­fol­ge der „Licht­freun­de“ und „Deutsch­ka­tho­li­ken“ frei­re­li­giö­se Gemein­den. 1871, fast genau zu dem Zeit­punkt, an dem in Frank­reich der Huma­nist, Grün­der der Liga für Men­schen­rech­te, Päd­ago­ge und Frie­dens­no­bel­preis­trä­ger 1927 Fer­di­nand Buis­son das Kunst­wort „Lai­zis­mus“ (laï­ci­tė) erfand, um sei­ner Idee eines reli­gi­ons­frei­en Schul­un­ter­richts einen stra­te­gi­schen Begriff zu unter­le­gen, ver­an­lass­te (nach dem Zeug­nis des Deut­schen Wör­ter­bu­ches der Gebrü­der Grimm) der Gou­ver­neur des Elsas­ses, seit Mai dem Deut­schen Reich ange­glie­dert, die Grün­dung eines bür­ger­li­chen „Lai­en­ver­eins“ zur Ver­tei­di­gung kirch­li­cher Freiheiten.

Damit kam das Wort in die deut­sche reli­gi­ons­po­li­ti­sche Spra­che, nach­dem noch im Juli 1871 das Wort „Lai­en­welt“ voll­stän­dig die Bedeu­tung hat­te, dass die „Lai­en­welt“ und der Kle­rus dem Bischof zu gehor­chen haben. Par­al­lel kam es in den 1870ern zur Grün­dung von reli­giö­sen Ver­ei­ni­gun­gen, die mit­hil­fe des Staa­tes, teil­wei­se auf des­sen Initia­ti­ve hin, für die Kir­chen wirk­ten. Das geschah noch in Tra­di­ti­on des deut­schen Ver­ständ­nis­ses von „Cul­tur­po­li­cey“, die seit dem 18. Jahr­hun­dert in den ein­zel­nen Ter­ri­to­ri­al­staa­ten aus­ge­bil­det wor­den war.[1]

Danach hat­te der Staat die Auf­ga­be, christ­li­che Sit­te und kirch­li­che Ord­nung in der Gesell­schaft zu sichern. 1817 waren, zuerst in Preu­ßen, Kul­tus­mi­nis­te­ri­en ent­stan­den, deren obers­te Pflicht dar­in bestand, je nach Staats­re­li­gi­on, die äuße­ren pro­tes­tan­ti­schen bzw. katho­li­schen Ange­le­gen­hei­ten zu regeln und Aka­de­mien, Wis­sen­schaft, Schul­bil­dung, Medi­zin und spä­ter die Küns­te staat­lich zu ver­wal­ten und von frei­den­ke­ri­schem Gedan­ken­gut rein zu hal­ten. Aus der Kul­tur­po­li­zei wur­den ver­schie­de­ne Ver­wal­tun­gen, deren wich­tigs­te – von der noch rudi­men­tä­ren Geheim­po­li­zei abge­se­hen – die Sit­ten­po­li­zei war.

Die neu­en bür­ger­li­chen Ver­ei­ne des spä­ten 19. Jahr­hun­derts grün­de­ten sich nach 1890 auf Ver­eins­ba­sis. Sie blie­ben zum gro­ßen Teil sitt­lich­keits­be­weg­te kirch­li­che Hilfs­trup­pen, wie die spä­te­re Dia­ko­nie und die Cari­tas sozia­le Vor­feld­or­ga­ni­sa­tio­nen der Kir­chen wur­den. Man darf nicht ver­ges­sen, dass das „Sozia­lis­ten­ge­setz“ von 1878 zwar poli­tisch moti­viert war, aber die „Anstif­tung zur Unsitt­lich­keit“ zum juris­ti­schen Grund hat­te, also auch den indi­rek­ten Athe­is­mus­vor­wurf, der pro­pa­gan­dis­tisch durch­aus ein­ge­setzt wurde.

Die Frei­re­li­giö­sen waren im Wesent­li­chen seit 1848/49 der deut­schen Einig­keits­be­we­gung, den Demo­kra­ten und damit dem Libe­ra­lis­mus ver­pflich­tet. Bis in den „Kul­tur­kampf“ 1872 bis 1888 hin­ein blieb die Frei­den­ke­rei libe­ra­lis­tisch. Frei­den­ker selbst – im heu­ti­gen Sinn des Wor­tes – waren bis 1900 vor allem Phi­lo­so­phen, Pri­vat­ge­lehr­te, schrei­ben­de Fabri­kan­ten, ver­krach­te Pfar­rer, Rab­bi­ner, Auto­di­dak­ten und Lebens­re­for­mer aller Art, noch nicht die pro­le­ta­ri­schen Frei­den­ker der Zeit zwi­schen 1910 und 1933.

Ein­set­zend mit dem Wach­sen der Sozi­al­de­mo­kra­tie wäh­rend des Sozia­lis­ten­ge­set­zes, wur­den die ers­ten Dis­si­den­ten Sozia­lis­ten, woll­ten Chris­ten­tum durch Sozia­lis­mus erset­zen. Als Sozi­al­de­mo­krat oder Kom­mu­nist ist man in den 1920ern bis in die 1950er Frei­den­ker. Dane­ben gab es seit den 1890ern diver­se bür­ger­li­che Bewe­gun­gen, gera­de in den „Huma­nis­ten­ge­mein­den“. Letz­te­re inno­vier­ten dann Ideen und prak­ti­sche Vor­schlä­ge zu einem Schul­fach und Unter­richts­prin­zip „Lebens­kun­de“, teil­wei­se als „Moral­un­ter­richt“ gedacht, und die welt­li­che Seel­sor­ge. Alle dis­si­den­ti­schen Orga­ni­sa­tio­nen tra­ten grund­sätz­lich auf und als Kul­tur­be­we­gun­gen an. Man kann die­se „Lai­en­ver­ei­ne“, inklu­si­ve der schon älte­ren Frei­mau­rer, durch­aus als huma­nis­ti­sche Bestre­bun­gen verstehen.

So weit es sich um frei­re­li­giö­se Gemein­den han­del­te, sahen sie sich „kon­fes­sio­nell“ als Bekennt­nis­ge­mein­schaf­ten mit Dienst­leis­tun­gen von der Wie­ge bis zur Bah­re. Sie wur­den in den 1920ern Kör­per­schaf­ten des öffent­li­chen Rechts (KdöR), selbst Frei­den­ker erstreb­ten dann die­sen pri­vi­le­gie­ren­den Status.

Eine umfas­sen­de Geschich­te der kul­tu­rel­len Absich­ten und Akti­vi­tä­ten der Dis­si­den­ten­ver­bän­de bis 1933 liegt lei­der nicht vor. Auch das Buch Dis­si­den­ten ist nur eine Annä­he­rung.[2] Die His­to­rie wäre bis ins Heu­te zu ver­fol­gen. Für die kon­zep­tio­nel­le Begrün­dung des orga­ni­sier­ten Säku­la­ris­mus und Huma­nis­mus ist die­se Erin­ne­rungs­ar­beit exis­ten­zi­ell, denn zum einen ist Huma­nis­mus selbst nur kul­tu­rell begründ­bar. Auch die lai­zis­ti­schen Zie­le, was immer man unter Lai­zis­mus ver­ste­hen möch­te, sind kul­tu­rel­le Absich­ten mit juris­ti­schen und ande­ren prak­ti­schen Fol­gen. Zum ande­ren voll­zieht sich die Geschich­te huma­nis­ti­scher Orga­ni­sa­tio­nen – und das ist weit­aus mehr, als das, was heu­te das „säku­la­re Spek­trum“ dar­stellt – als Teil uni­ver­sal­ge­schicht­li­cher Huma­ni­sie­rungs­schü­be (mit den bekann­ten epo­cha­len Rück­schlä­gen, Stich­wort: Holo­caust) mit bis­lang als sol­che noch nicht genug gewür­dig­ten Moder­ni­sie­run­gen, ver­bun­den mit Säku­la­ri­sie­run­gen, die, man soll­te auch hier nicht alles auf das Staat-Kir­che-Pro­blem ein­engen, die aktu­el­le „Lai­en­welt“ geschaf­fen haben.

Die­se „Lai­en­welt“ ist ers­tens cha­rak­te­ri­siert durch Lebens­be­din­gun­gen, Lebens­wei­sen und Insti­tu­tio­nen außer­halb von Reli­gi­on, inklu­si­ve der his­to­ri­schen Aus­bil­dung der moder­nen Kunst‑, Geis­tes- und Kul­tur­wis­sen­schaf­ten, einer empi­ri­schen Kul­tur­wis­sen­schaft (einer Eth­no­lo­gie und Sozio­lo­gie der mensch­li­chen Kul­tu­ren), der Aus­bil­dung und Aner­ken­nung his­to­ri­scher Indi­vi­dua­li­täts­for­men und einer huma­nis­ti­schen Geschichts­be­trach­tung, die kul­tu­rel­le Theo­rien vom Men­schen und der Mensch­lich­keit in ihre Ana­ly­sen ein­be­zieht – selbst die Theo­lo­gie, gegen deren Domi­nanz sich die­se Men­schen- und Welt­be­trach­tun­gen durch­ge­setzt haben, ist nicht mehr die­je­ni­ge von 1900.

Zwei­tens haben die gesell­schaft­li­chen Anwen­dun­gen von Huma­ni­tät und die aus­ge­bil­de­ten huma­ni­tä­ren Hil­fe­for­men sozia­le und ethi­sche Pra­xen erzeugt, die zwar die seit Men­schen­ge­den­ken kul­tu­rell vor­herr­schen­de Pries­ter­schaft nicht gänz­lich ablös­ten. Den­noch domi­niert selbst in kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen heu­te eine sehr welt­li­che, an den Bedürf­nis­sen der weni­ger gewor­de­nen Gläu­bi­gen und ihren Lei­den ori­en­tier­te Seel­sor­ge. Dass die­se christ­li­che Seel­sor­ge, soweit sie reli­giö­se Bot­schaf­ten berührt, sich wei­ter „auf­weicht“, „lai­siert“, weil sie in der Pra­xis auch Ungläu­bi­gen und Anders­gläu­bi­gen nüt­zen soll, belegt die­se Kulturwende.

Ende priesterlicher Herrschaftsformen

Die­se Wen­de hat vor allem das Ende pries­ter­li­cher Herr­schafts­for­men gebracht. Die­ses ist nicht nur gesetz­lich ver­an­kert, son­dern kul­tu­rell gewor­den, z. B. Kult­for­men betref­fend. Die Men­schen dis­ku­tie­ren über den Papst und die Sän­ge­rin Madon­na auf einer Ebe­ne. Es ist die­se his­to­ri­sche Ablö­sung der Pries­ter­schaft in der dis­si­den­ti­schen Bewe­gung, seit es sie ab Mit­te des 19. Jahr­hun­derts gibt, inten­siv dis­ku­tiert wor­den, etwa dahin­ge­hend, ob sich nicht lai­en­haf­te „ethisch-ästhe­ti­sche Pre­di­ger“, wie sie Rudolph Pen­zig 1907 in sei­ner Schrift Ohne Kir­che genannt hat, oder ganz neue Beru­fe aus­bil­den, fern der Pries­ter­schaft.[3]

Moder­ne Gesell­schaf­ten aner­ken­nen ganz selbst­ver­ständ­lich ihr Funk­tio­nie­ren in arbeits­tei­li­gen Sys­te­men der Kultur‑, Sozial‑, Bildungs‑, Bera­tungs­ar­beit, ken­nen Bera­tungs­for­men (Lebens‑, Schuldner‑, Ehe­be­ra­tung usw.), schät­zen orga­ni­sa­to­ri­sche wie his­to­ri­sche Neu­schöp­fun­gen (Nach­bar­schafts- und Lebens­hil­fe, Selbst­sor­ge, Selbst­hil­fe und Hil­fe zur Selbst­hil­fe), bis hin zu einer huma­nis­ti­schen Sol­da­ten­be­ra­tung (Bel­gi­en, Hol­land), einem Nach­den­ken über huma­nis­ti­sche Spi­ri­tua­li­tät (spi­ri­tu­al care) und pra­xis­ori­en­tier­te Huma­nis­mus­stu­di­en­gän­ge (Bel­gi­en, Holland).

Pries­ter sind heu­te ein­ge­ord­net in die­se Sys­te­me. Nie­mand käme hier­zu­lan­de auf die Idee, ihnen all dies auf­zu­bür­den. Wo sie „Kir­chen­die­ner“ sind, ist ihre Tätig­keit wesent­lich viel­sei­ti­ger als bei tra­di­tio­nel­len Pfar­rern vor hun­dert Jah­ren. Die­se Umstän­de legen huma­nis­ti­schen Orga­ni­sa­tio­nen heu­te drei ganz prak­ti­sche Fra­gen vor: Was wollt ihr leis­ten? Wo ist euer Platz? Wodurch seid ihr uner­setz­lich in die­sem arbeits­tei­li­gen System?

August Horn­ef­fer, mit sei­nem Bru­der Ernst ein zu Unrecht nahe­zu ver­ges­se­ner, wenn auch ziem­lich natio­nal gesinn­ter Frei­den­ker (aber wer war das nicht vor 1914), leg­te 1912 eine his­to­risch-völ­ker­psy­cho­lo­gi­sche Stu­die mit dem Titel Der Pries­ter vor,[4] nach­dem er sich im März 1911 der Frei­mau­re­rei ver­schrie­ben hat­te, um hier „Welt“, „Gemein­schaft“ und „demo­kra­ti­sches Debat­tie­ren“ zu fin­den.[5] Es wer­de, mein­te er, wei­ter­hin sowohl einer welt­an­schau­li­chen Gemein­schafts­bil­dung als auch reli­giö­ser Ritua­le bedür­fen. Denn der „Moder­ni­tät als … Zer­set­zungs­vor­gang“ müs­se eine freie Pries­ter­schaft gegen­steu­ern, weil sonst das öffent­li­che Leben am Wir­ken der bei­den kul­tu­rel­len Haupt­sub­jek­te der Zeit zer­bre­che, dem Gelehr­ten und dem Kran­ken.[6]

Den Horn­ef­fers schweb­te dabei eine Art „Kul­tur­ar­bei­ter“ als moder­ner Pfar­rer vor, Leh­rer und Seel­sor­ger zugleich. Die Idee vom „ethisch-ästhe­ti­schen Pries­ter“ stieß bei der Eta­blie­rung einer kir­chen­fer­nen Kul­tur­ar­beit auf gro­ße Reso­nanz. Rudolph Pen­zig, in vie­len Ver­bän­den und ihren Zusam­men­schlüs­sen bis zur Revo­lu­ti­on 1918 von maß­geb­li­chem Ein­fluss, hat­te das ähn­lich gese­hen und „ethisch-ästhe­ti­sche Pre­di­ger“ gefor­dert. Er lehn­te aller­dings Pries­ter nach kirch­li­chen Vor­bil­dern oder Moral­pre­di­ger rigo­ros ab,[7] weil er an sei­nem stren­gen Indi­vi­dua­lis­mus in Glau­bens­fra­gen fest­hielt. Das sei, 1915 eine ver­bind­li­che Deutsch­gläu­big­keit kri­ti­sie­rend, „aller­per­sön­lichs­te Her­zens- und Gewis­sens­sa­che … Soviel Indi­vi­du­en – soviel Reli­gio­nen!“[8]

Jede heu­te hier­zu­lan­de vor­find­li­che „säku­la­re“ Orga­ni­sa­ti­on, beson­ders aber die­je­ni­ge, die sich posi­tiv auf Huma­nis­mus bezieht, muss für sich die Fra­ge beant­wor­ten, wie sie die his­to­ri­sche Ablö­sung der Pries­ter­schaft beur­teilt und ob sie etwas Alter­na­ti­ves, und wenn ja, was, an deren Stel­le tre­ten las­sen will. Das ist nun gar nicht in dem Sin­ne gemeint, dass sie sozu­sa­gen „Huma­nis­muspries­ter“ haben soll­te. Bei­de Begrif­fe – Huma­nis­mus und Pries­ter­schaft – schlie­ßen sich aus. Aber es ist den­noch ein Nach­den­ken in der Fra­ge­rich­tung nötig, wo denn der jewei­li­ge Platz der Ver­bän­de ist in der Gesell­schaft, neben den Reli­gio­nen und ande­ren Säku­la­ren, und im Staat, der von Reli­gio­nen und Welt­an­schau­un­gen teils frei sein, teils alle gleich­be­han­deln soll.

Jeder Ver­ein muss sich heu­te beschei­den, kann nur kul­tu­rel­le Bei­spie­le schaf­fen, etwa in Kin­der­gär­ten oder Hos­pi­zen. Sie müs­sen aber alle­samt zei­gen, wenn sie gesell­schaft­li­che Bedeu­tung erlan­gen wol­len, was und wie sie etwas anders machen möch­ten als ande­re. Wenn sie das nicht tun, wer­den sie kei­ne Alter­na­ti­ven sein, kön­nen sie nicht initi­ie­rend wir­ken. Mas­sen­or­ga­ni­sa­tio­nen wer­den sie nie und nim­mer mehr.

Wenn sich aber „säku­lar“ beken­nen­de Ver­bän­de neben vie­len ande­ren Ver­ei­nen auf dem Kul­tur­feld tum­meln, sich also kul­tu­rell auf­stel­len (grund­sätz­lich oder klein­tei­lig), und wenn sie dann noch unter dem anspruchs­vol­len Namen „Huma­nis­mus“ agie­ren, wer­den sie nur „benö­tigt“, wenn sie nicht wie jeder Kunst­klub auf­tre­ten, son­dern als wert­be­tont „huma­nis­ti­sche“ Orga­ni­sa­ti­on – denn all die and­ren sind eben­falls „human“, „huma­ni­tär“ und in der Regel auch „huma­nis­tisch“, wenn auch ohne die­ses Etikett.

Kultur und Humanismus

Um das Pro­blem zu ver­deut­li­chen ein Bei­spiel aus der jüngs­ten Geschich­te. Mit­te Dezem­ber 2007 ver­ab­schie­de­te der Deut­sche Bun­des­tag sei­ne gro­ße Kul­tu­renquete. Der Begriff Huma­nis­mus kam dar­in nicht ein ein­zi­ges Mal vor, was an sich ein Skan­dal ist. Ich habe damals als Prä­si­dent des HVD dage­gen fol­gen­los pro­tes­tiert, auch des­halb, weil den Kir­chen im Kul­tur­be­reich neue För­der­fel­der geöff­net wur­den. Die­ser Erfolg der ande­ren ist – wird als Kri­te­ri­um die The­se zugrun­de gelegt, dass Huma­nis­mus eine Kul­tur ist – ein Beleg für die Unmaß­geb­lich­keit der „säku­la­ren Szene“.

Dass der HVD wenigs­tens stell­ver­tre­tend fast im Min­der­hei­ten­gut­ach­ten der LINKEN genannt wor­den wäre ist dar­an geschei­tert, dass die zustän­di­ge Poli­ti­ke­rin im ent­schei­den­den Ver­hand­lungs­mo­ment, den Huma­nis­ti­schen Ver­band nicht von der Huma­nis­ti­schen Uni­on zu unter­schei­den ver­moch­te und die Letz­te­re bekannt­lich kei­ne „Welt­an­schau­ungs­ge­mein­schaft“ ist und sein will, den Reli­gi­ons­ge­sell­schaf­ten ver­gleich­bar und nach dem Grund­ge­setz sogar for­mal gleichgestellt.

Der HVD hat nach wie vor als ein­zi­ge maß­geb­li­che huma­nis­ti­sche Orga­ni­sa­ti­on in Deutsch­land eine „Welt­an­schau­ungs­stra­te­gie“ ent­spre­chend Grund­ge­set­zes Art. 140 in Ver­bin­dung mit Art. 137 Abs. 7 WRV. Er will als Welt­an­schau­ungs­ge­mein­schaft durch „Huma­nis­mus­pfle­ge“ – um noch ein­mal die­ses Wort zu gebrau­chen – den Reli­gi­ons­ge­sell­schaf­ten im Lan­de, vor­züg­lich den bei­den christ­li­chen Kir­chen, gleich­ge­stellt wer­den, weil er 1993 mit sei­ner Ver­bands­grün­dung zu der Ein­schät­zung gekom­men war, dass die alte lai­zis­ti­sche Linie his­to­risch geschei­tert ist.

Zwei wei­te­re Grün­de für die­se „Wen­de“ waren, dass sich sein Ver­hält­nis zum Staat geän­dert hat­te gegen­über den Frei­den­kern, die die­sen als Herr­schafts­in­stru­ment der Bour­geoi­sie ablehn­ten; und weil sie sahen, dass die­ser nun demo­kra­ti­sche Staat nach dem Sub­si­dia­ri­täts­prin­zip ver­fuhr, die öffent­li­che Hand nicht mehr alles Selbst mach­te und sie von den hier auf­ge­wen­de­ten öffent­li­chen Mit­teln etwas abha­ben woll­ten, z. B. für eige­ne Kin­der­gär­ten oder das Schul­fach Lebens­kun­de als Alter­na­ti­ve zum Reli­gi­ons­un­ter­richt. Die neue Losung lau­te­te: Tren­nung von Kir­che und Staat auf dem Wege der Gleichbehandlung.

Doch die Sache mit der Welt­an­schau­ungs­ge­mein­schaft zwingt zu einer durch­aus offen ver­stan­de­nen Kon­fes­sio­na­li­tät, führt weg von einem, wenn man so will, „Kul­tur­hu­ma­nis­mus“ in Anleh­nung an „Kul­tur­pro­tes­tan­tis­mus“, „Kul­tur­ka­tho­li­zis­mus“, „Kul­tur­ju­den­tum“, „Kul­tur­is­lam“ usw. Die and­ren – die Kir­chen und nun die Mus­li­me – wol­len nicht von den Pri­vi­le­gie­run­gen las­sen bzw. wol­len die­se bekom­men. Die einen blei­ben Kir­che, and­re wer­den wie Kir­che – und die huma­nis­ti­schen kön­nen oder wol­len sich nicht ent­schei­den – Kir­che nein, das ist klar, aber was ist die ange­mes­se­ne Form und Bezeichnung?

Die Kon­kur­renz zwingt den HVD „Welt­an­schau­ungs­ge­mein­schaft“ zu sein, obwohl schon der Begriff „Welt­an­schau­ung“ ein deut­sches Trau­ma ist. Alle Welt spricht heu­te von Kul­tur, wo frü­her der Begriff „Welt­an­schau­ung“ ver­wen­det wur­de. Doch wenn man sich recht­fer­ti­gend auf das Grund­ge­setz beru­fen will, muss man „Welt­an­schau­ung“ neh­men, denn „Kul­tur“ kommt im Grund­ge­setz nur mit vier Erwäh­nun­gen vor, die für unse­ren Zusam­men­hang wenig Bedeu­tung haben.[9]

Das gin­ge auch gar nicht, denn was meint „Kul­tur“? Kul­tur ist ein objek­ti­ver Analyse‑, zugleich ein sub­jek­ti­ver Urteils- und bis­wei­len ein Aus­re­de­be­griff in der Span­ne zwi­schen Kul­tur­beu­tel und Kul­tur­kreis, der die „Sum­me der Selbst­ver­ständ­lich­kei­ten in einem Gesell­schafts­sys­tem”[10] hin­sicht­lich Ideen, Ver­hal­tens­wei­sen, Ent­wick­lungs­stand und Errun­gen­schaf­ten der sie kon­sti­tu­ie­ren­den Men­schen (Grup­pen, Eth­ni­en, Klas­sen, Regio­nen, Natio­nen, Erd­krei­se …) beschreibt und dabei das „Wir-und-die-ande­ren“ bezeich­net. Den Men­schen und den Wis­sen­schaf­ten vom Men­schen erscheint das Kul­tu­rel­le als gewe­se­ne bzw. gewor­de­ne „Mythen, Inter­ak­ti­ons­ri­tua­le, vage Wert­vor­stel­lun­gen, Leer­for­meln, Atti­tü­den und Pres­ti­ge­ver­mu­tun­gen”, als Sys­te­me „kol­lek­ti­ver Sinn­kon­struk­tio­nen, mit denen Men­schen die Wirk­lich­keit defi­nie­ren”.[11]

Das ist die neue­re Sicht auf das Kul­tu­rel­le. Im Deut­schen war dage­gen die­ser Begriff im 19. und 20. Jahr­hun­dert, wegen der Abna­be­lung von der Reli­gi­on, eine Kate­go­rie mit „see­len­haf­tem Pathos“[12] und lan­ge unter­schie­den (in Tra­di­ti­on von Imma­nu­el Kant) von Zivi­li­sa­ti­on, die „nur“ das Sitt­li­che bezeich­ne­te, aber nicht das Geis­ti­ge, die „Idee der Mora­li­tät“.[13] Doch unter dem Ein­fluss der anglo­ame­ri­ka­ni­schen cul­tu­ral stu­dies,[14] die kei­ne Tren­nung von Kul­tur und Zivi­li­sa­ti­on (oder mate­ri­ell und geis­tig) ken­nen, und durch die ame­ri­ka­ni­sche „Popu­lär­kul­tur“ wei­te­te sich der deut­sche Kul­tur­be­griff zwar spät, aber doch in den 1970er Jahren.

Wegen sei­ner uni­ver­sel­len Unter­su­chungs- und Ver­gleichs­mög­lich­kei­ten hat der Begriff Ein­gang gefun­den in die Reli­gi­ons­wis­sen­schaft, hat Kulturwissenschaft(en) her­vor­ge­bracht, die Kate­go­rie Welt­an­schau­ung weit­ge­hend abge­löst und aktu­ell die For­schung zurück­ge­führt zu einer umfas­sen­den kul­tur­ge­schicht­li­chen Betrach­tung auch des Huma­nis­mus. Denn der Kul­tur­be­griff beför­der­te im Pro­zess sei­ner his­to­ri­schen Aus­bil­dung sowohl die Erkennt­nis der Sub­jekt­ab­hän­gig­keit von Kul­tu­ren als auch damit ver­bun­den die Rela­ti­vie­rung von Wahr­heits­an­sprü­chen vor allem bezo­gen auf Reli­gio­nen. Kul­tur­fra­gen kom­men in nahe­zu allen Begriff­lich­kei­ten des Huma­nis­mus vor.

Historisches zur öffentlichen Kulturförderung

Der öffent­li­che Dienst ist eine gesell­schaft­li­che Ein­rich­tung zur Daseins­vor­sor­ge einer ter­ri­to­ri­al, wirt­schaft­lich, sozi­al und juris­tisch defi­nier­ten Gemein­schaft, deren Mit­glie­der (und „Gäs­te“) an den Leis­tun­gen par­ti­zi­pie­ren. Die steu­er­pflich­ti­ge Bür­ger­schaft zahlt des­halb nach bestimm­ten Regeln Geld in dafür vor­ge­se­he­ne Kas­sen. Die Wahl­be­rech­tig­ten der Gemein­schaft, dar­un­ter auch Per­so­nen, die das Gesetz von sol­chen Zah­lun­gen aus­nimmt, kon­sti­tu­ie­ren in demo­kra­tisch ver­fass­ten Staa­ten den fak­ti­schen Sou­ve­rän, das Volk, von dem die Macht ausgeht.

Die Wäh­ler­schaft wie­der­um beruft per Abstim­mung Abge­ord­ne­te in Par­la­men­te, wel­che auf der jewei­li­gen Ent­schei­dungs­ebe­ne das Geld der Gemein­schaft poli­tisch ver­wal­ten, es ver­meh­ren, ver­rin­gern, aus­ge­ben usw. Sie wer­den von Beam­ten bera­ten, die auch die sach­li­chen Ver­wal­ter sind. Dane­ben haben sich Insti­tu­tio­nen eta­bliert (Par­tei­en, Gewerk­schaf­ten, Ver­bän­de, Bei­rä­te, Gut­ach­ter, Medi­en usw.), die sich mit mehr oder min­der Ein­fluss an den Ent­schei­dungs­fin­dun­gen und an den nach­träg­li­chen Urtei­len dar­über betei­li­gen und so im Dis­kurs das rea­le Kul­tur­bild prä­gen, an dem und in dem sich die Gemein­schaft orientiert.

Die beson­de­ren deut­schen Ver­hält­nis­se nach dem 30-jäh­ri­gen Krieg haben den Appa­rat „öffent­li­cher Dienst“ mit einem Schub im 19. Jahr­hun­dert aus der jeweils ter­ri­to­ri­al­staat­li­chen Poli­zei (Ver­wal­tung) her­aus­wach­sen las­sen.[15] Von da tra­diert sei­ne lan­des­herr­li­che Gestalt vor allem auf den­je­ni­gen Gebie­ten, die ent­we­der kon­fes­sio­nell (und in deren Fol­ge kul­tu­rell) oder hoheit­lich (und Macht im All­tag sichernd) von beson­de­rer Bedeu­tung für die jewei­li­gen Lan­des­fürs­ten waren. Die­se gewach­se­nen Rech­te wur­den nach 1866/71 gegen preu­ßisch domi­nier­te Vor­herr­schaft ver­tei­digt und nach 1945 bzw. 1989 wie­der eingerichtet.

Als spe­zi­el­ler Ver­wal­tungs­be­reich zur Leis­tungs­be­reit­stel­lung von (christ­li­cher) Welt­an­schau­ung, (welt­li­cher) Bil­dung, (sit­ti­gen­der) Gesel­lung und dann auch von (erhe­ben­der) Kunst hat­te sich der „Bereich Kul­tur“ par­al­lel zu ande­ren Berei­chen zuerst als Lan­des- und nach den 1890er Jah­ren auch beschei­den als Kom­mu­nal­sa­che zu ent­wi­ckeln begon­nen. Die­se Geschich­te voll­zog sich im Zuge meh­re­rer, unter­ein­an­der ver­kop­pel­ter sozi­al­his­to­ri­scher Vor­gän­ge, wor­un­ter die Säku­la­ri­sie­rung der Sinn­ge­bun­gen und Bil­dungs­mit­tel eine beson­de­re Rol­le spiel­te. Der sich ent­fal­ten­de Bereich „Kul­tur“ über­nahm wich­ti­ge Funk­tio­nen von dem der „Reli­gi­on“. Ihm wur­de zeit­wei­se sogar zuge­traut, deren Mono­pol zu erben (Idee vom erzie­hen­den „Kul­tur­staat“).

Ansät­ze dazu erwie­sen sich immer wie­der als Illu­si­on. Sie lie­ßen aber die Idee einer staat­li­chen Ver­ant­wor­tung für die Kul­tur und der Kul­tur für das nie­de­re Volk in ver­schie­de­ner Gestalt wei­ter­le­ben, zuneh­mend auch aus poli­ti­schen Moti­ven und dafür instru­men­ta­li­siert. Den im heu­ti­gen Ver­gleich kärg­li­chen öffent­li­chen Ange­bo­ten, zu denen man sich meist noch der Kir­chen bedien­te, wuch­sen zuerst in den frei­re­li­giö­sen Gemein­den, dann den frei­en Ver­ei­nen und schließ­lich mit der frü­hen „Sozio­kul­tur“, zuerst auf­fäl­lig als Arbei­ter­kul­tur­be­we­gung, Konkurrenten.

In die­ser sich auf­fä­chern­den Lage lag der Gedan­ke nahe, sich der staat­li­chen Kul­tur­ein­rich­tun­gen macht­po­li­tisch zu bedie­nen. Doch ent­zo­gen sich gro­ße Tei­le die­ser Kul­tur in beacht­li­cher Selbst­be­haup­tung den kon­ser­va­tiv-staat­lich-kirch­li­chen Ver­ein­nah­mun­gen. Sie folg­ten libe­ra­len, sozi­al­de­mo­kra­ti­schen oder ein­fach pri­va­ten Zie­len. Doch sie blie­ben stets im Herr­schafts­blick. Mit der Aus­bil­dung von „Kul­tur­po­li­tik“ setz­ten Ver­hand­lun­gen über die­se Kul­tur ein. Um sich hier zu posi­tio­nie­ren, bil­de­ten 1909 Ver­ei­ne von Kon­fes­si­ons­frei­en den ers­ten moder­nen und natio­nal agie­ren­den kul­tur­po­li­ti­schen Ver­bund, das Wei­ma­rer Kar­tell.

Kon­ter­ka­riert wur­de die­se „öffent­li­che Kul­tur“ durch markt­ge­re­gel­te, staats­fer­ne Alter­na­ti­ven für Mas­sen. Hier setz­te dann staats­na­he „Volks­bil­dung“ ein, die steu­ern und erzie­hen soll­te. Doch in den „Gol­de­nen Zwan­zi­gern“ obsieg­te die „Mas­sen­kul­tur“ end­gül­tig, die als domi­nant gestal­te­ri­sche Kraft beson­ders mit­tels der „Mas­sen­me­di­en“ ihren Sie­ges­zug antrat.

Mas­sen­kul­tur“ pro­du­zier­te und usur­pier­te mit ihrer Bedürf­nis- und Markt­ori­en­tie­rung nach und nach immer mehr soge­nann­te „ame­ri­ka­ni­sche“ Ver­fah­ren der Wer­te­pro­duk­ti­on und Sinn­ver­brei­tung. Deren „Belie­big­keit“ wur­de als kul­tu­rel­ler Ver­lust emp­fun­den und führ­te zur viel­fach bereits vor dem Ers­ten Welt­krieg dia­gnos­ti­zier­ten „Kul­tur­kri­se“. Die­se „Ame­ri­ka­ni­sie­rung“, die um so erfolg­rei­cher wur­de, je weni­ger sicher­heits­re­le­vant der Bereich, in den sie ein­drang, von den gegen­steu­ern­den Poli­ti­kern und Beam­ten ein­ge­schätzt wur­de, mach­te es nach der Jahr­hun­dert­wen­de zuneh­mend schwie­rig, die auf „Kul­tur“ bezo­ge­nen Ver­wal­tungs­vor­gän­ge wie bis dahin als lan­des­ei­ge­ne „Kul­tur­po­li­zei“ zu regeln, obwohl sich die zu ver­wal­ten­den Vor­gän­ge selbst ver­grö­ßer­ten und büro­kra­ti­sche Ver­fah­ren ver­lang­ten. Der Natio­nal­so­zia­lis­mus und der DDR-Sozia­lis­mus kön­nen als gro­ße (letz­te) Ver­su­che gele­sen wer­den, alle Berei­che der Kul­tur staat­lich zu beherrschen.

Der bis zur Revo­lu­ti­on 1918 struk­tur­be­stim­men­de Poli­zei­staat konn­te zwar, so Ernst Forst­hoff 1938, „das beruf­li­che Leben regle­men­tie­ren, er konn­te Kant tadeln, Schil­ler zen­su­rie­ren und die Ver­brei­tung deter­mi­nis­ti­scher Leh­ren ver­bie­ten, er konn­te gewiß bis in die Ein­zel­hei­ten hin­ein bestim­men, wie gelebt wer­den soll­te. Aber die Vor­sor­ge dafür, daß über­haupt gelebt wer­den kann, lag nicht annä­hernd in glei­chem Umfang bei ihm, wie heu­te.“[16] Wenn aber Leis­tungs­ver­wal­tung der Gemein­schaft das Lebens­not­wen­di­ge bereit­zu­stel­len hat, ist die­ses stän­dig zu defi­nie­ren. Das ist eben­so eine „kul­tu­rel­le Fra­ge“ wie „Kul­tur“ in die­sen Ver­hand­lun­gen selbst frag­lich wer­den kann („Kulturverfall“-These).

Kul­tur“ als öffent­lich geför­der­te Unter­neh­mung hat ihren Aus­gangs­punkt in eben die­sem abso­lu­tis­ti­schen Poli­zei­staat und sei­nem Ver­tei­di­gungs­kampf gegen den libe­ra­len Rechts­staat und sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Gleich­heits­an­sprü­che. Des­sen Öff­nung beginnt in Deutsch­land mit den vor­bild­li­chen preu­ßi­schen Refor­men 1806/17 und hat­te sei­nen Höhe- und vor­läu­fi­gen End­punkt mit der Grün­dung des „Kul­tus­mi­nis­te­ri­ums“ im Novem­ber 1817. Die­ses wur­de zustän­dig für die äuße­ren pro­tes­tan­ti­schen Kir­chen­an­ge­le­gen­hei­ten (Preu­ßen blieb bis 1919 pro­tes­tan­ti­scher, wie Bay­ern bis heu­te katho­li­scher „Kul­tur­staat“), für die katho­li­schen Fra­gen, für das Unter­richts- und (bis 1848) das Medi­zi­nal­we­sen.[17]

In den bis heu­te andau­ern­den Debat­ten, ob und wel­che „Kul­tur“ öffent­lich ali­men­tiert wer­den soll und was die­se „Kul­tur­pfle­ge“ einer­seits vom „Luxus“ und ande­rer­seits von der „Für­sor­ge“ unter­schei­det, kris­tal­li­sier­ten sich bereits im Vor­feld die­ser Beschlüs­se, um (so eine zeit­ge­nös­si­sche Schrift von Wil­helm von Hum­boldt) die Gren­zen des Staa­tes zu bestim­men. Es kam zu vier grund­sätz­li­chen Posi­tio­nen, die jede selbst­re­dend Ver­schie­de­nes als Kul­tur fass­te und ven­ti­lier­te, aber Poli­tik ori­en­tier­te:[18]

1. Kul­tur ist ein bür­ger­li­ches Bedürf­nis wie jedes ande­re und von den Leu­ten selbst zu tra­gen, die sol­che Ansprü­che haben, mit Aus­nah­me eines Grund­an­ge­bots an kul­tu­rel­ler Bildung.

2. Kul­tur ist um ihrer selbst wil­len zu för­dern als geis­ti­ger und ästhe­ti­scher Bereich außer­halb von Staat und Kommerz.

3. Kul­tur ist in ihrer gan­zen Brei­te oder in wesent­li­chen Tei­len Staats­sa­che und Gesellschaftsziel.

4. Kul­tur ist öffent­li­che Auf­ga­be zur Befä­hi­gung der Staats­bür­ger zu sitt­lich ein­wand­frei­em Han­deln im Rechtsstaat.

Mit jeweils ver­schie­de­nen struk­tu­rel­len Kumu­la­tio­nen und inhalt­li­chen Beto­nun­gen eta­blier­te sich in Deutsch­land mit Beginn des 20. Jahr­hun­derts ein Sys­tem der Kul­tur­ar­beit, ‑för­de­rung, ‑poli­tik und ‑ver­wal­tung, das in sei­nen Begrün­dun­gen den Punk­ten 2 bis 4 folgt und Nr. 1 der „Mas­sen­kul­tur“ über­lässt. Vari­an­te 3 galt lan­ge Zeit (wil­hel­mi­ni­sches Reich, Natio­nal­so­zia­lis­mus, frü­he Bun­des­re­pu­blik, Staats­so­zia­lis­mus) als selbst­ver­ständ­lich. Ver­si­on 4 (Kul­tur als Prä­ven­ti­on) domi­nier­te in der Bun­des­re­pu­blik bis in die 1980er Jah­re, obwohl das der Pra­xis vor­an­ge­stell­te Pro­gramm irr­tüm­lich Deu­tung 2 folgte.

Nach den gel­ten­den Maß­re­geln der Finan­zie­rung ist die Ver­si­on 4 zudem mit dem „Sub­si­dia­ri­täts­prin­zip“ ver­wo­ben. Die­ses wur­de im Wesent­li­chen (was die Kul­tur­ar­beit betrifft) 1911 für die Jugend­pfle­ge „erfun­den“, wenn auch erst in den Zwan­zi­gern von Gus­tav Gund­lach begriff­lich und gesell­schafts­po­li­tisch geprägt. 1931 fin­det es sich in der päpst­li­chen Enzy­kli­ka Quad­ra­ge­si­mo anno (Pius XI.) und wur­de über das „Zen­trum“ und wesent­lich durch Oswald von Nell-Breu­ning in die dann regie­ren­de CDU/CSU ein­ge­bracht. Das Sub­si­dia­ri­täts­prin­zip setz­te sich als Kom­pro­miss zwi­schen der kon­ser­va­ti­ven Kul­tur­staats­idee und der här­te­ren anglo­ame­ri­ka­ni­schen Lösung der Staats­fer­ne beson­ders in der Kul­tur (Vari­an­te 1) durch und form­te die „ver­west­lich­te“ Bundesrepublik.

Mit der deut­schen Ein­heit, der „Abwick­lung“ der DDR-Staats­kul­tur und den für „Sozio­kul­tur“ knap­per wer­den­den Kas­sen im Wes­ten ris­sen die alten Grä­ben neu auf, weil die bis­he­ri­gen Legi­ti­ma­tio­nen im Zuge des „schlan­ken“ Staa­tes nicht mehr grif­fen, um die öffent­li­chen Ange­bo­te als Maß­nah­men der „Daseins­vor­sor­ge“ zu erklä­ren: Eth­ni­sche, reli­giö­se, ethi­sche, natio­na­le, päd­ago­gi­sche, welt­an­schau­li­che oder sozia­le Argu­men­ta­tio­nen hat­ten zwar noch eini­ges Gewicht, aber sie ver­lo­ren an Rele­vanz. In dem Maße, wie die Argu­men­te der „Daseins­vor­sor­ge“ an Ein­fluss ver­lo­ren und die Kon­kur­renz unter den Kul­tur­anbie­tern, die öffent­li­ches Geld bezie­hen, zunahm, dran­gen die bei­den christ­li­chen Kir­chen in die Regel­krei­se der öffent­li­chen Kul­tur­för­de­rung ein – aller­dings mit dem Platz­vor­teil der Pri­vi­le­gie­rung als „Reli­gi­ons­ge­sell­schaf­ten“.

Anfang 2007 ver­an­stal­te­te die Evan­ge­li­sche Kir­che in Deutsch­land (EKD) in Wit­ten­berg einen Zukunfts­kon­gress. Er ver­han­del­te im Kul­tur­zu­sam­men­hang The­sen, die bereits ein Jahr­fünft zuvor vor­ge­stellt wur­den.[19] Auf der Tagung sprach der Geschäfts­füh­rer des Deut­schen Kul­tur­ra­tes, Olaf Zim­mer­mann. Die „evan­ge­li­sche Kir­che kön­ne auf einen gemein­sa­men kul­tu­rel­len Kern­be­stand zurück­grei­fen und durch Kul­tur Zugang zu Kir­che eröff­nen: ‘Kul­tur kann und soll­te zu einem Schlüs­sel wer­den, mit der Kir­che in Kon­takt zu kom­men.’ Ange­bo­te der kul­tu­rel­len Bil­dung könn­ten bis­lang kir­chen­frem­de Men­schen errei­chen … Dabei hin­gen kul­tu­rel­le und reli­giö­se Bil­dung eng zusam­men, denn vie­le Wer­ke der Male­rei, der Lite­ra­tur, der Kir­chen­mu­sik und Archi­tek­tur setz­ten ent­spre­chen­de reli­giö­se Bil­dung vor­aus.“[20]

Die Umset­zung die­ses Kon­zep­tes ist für die Kir­chen aber eine zwei­schnei­di­ge Sache und berei­tet durch­aus stra­te­gi­sche Pro­ble­me, die struk­tu­rell iden­tisch sind mit dem Pro­blem, das auch die Welt­an­schau­ungs­ge­mein­schaft HVD hat. Zum einen ergibt sich aus dem Kon­zept ganz grund­sätz­lich die Fra­ge nach der Zukunft der (his­to­risch beding­ten) Pri­vi­le­gie­rung von Kult- gegen­über Kul­tur­ein­rich­tun­gen. Wenn sich Kir­chen ins kul­tu­rel­le Fahr­was­ser bege­ben, säku­la­ri­sie­ren sie sich nicht nur wei­ter. Sie wer­den noch stär­ker als Kul­tur­ver­ei­ni­gun­gen wahr­ge­nom­men wie ande­re Kul­tur­bün­de und ‑ver­ei­ne auch. War­um sol­len sie dann nicht auch als sol­che behan­delt wer­den? Gleich­be­hand­lung für alle – unab­hän­gig von Mit­glie­der­zah­len. Oder bekom­men deut­sche Opern und Thea­ter ihr Geld nach Mit­glie­dern ihrer Freun­des­krei­se? Und was den christ­li­chen Kul­tur­ver­ei­nen gege­ben wird, das wol­len auch die mus­li­mi­schen und huma­nis­ti­schen. Was unter­schei­det die Insze­nie­rung eines Kir­chen­ta­ges von einem Pop­fes­ti­val, einen Got­tes­dienst von einem Ritu­al auf einer ande­ren Büh­ne? Wer bekommt wie viel für was?

Inner­kirch­lich wie­der­um könn­te sich die evan­ge­li­ka­le Kri­tik ver­stär­ken gegen die Beam­ten­ap­pa­ra­te der Amts­kir­chen. Denn, was wird staat­lich gestützt? Kann noch dem Kult die­nen, was die All­ge­mein­heit bezahlt und damit „ent­hei­ligt“? Ist es noch ein Got­tes­dienst, wenn man dort Schla­ger singt? Wem gehört eigent­lich die­se oder jene Madon­na? Und gehö­ren nicht die Muse­en ent­sä­ku­la­ri­siert nach dem Motto: Gebt uns unse­re Hei­li­gen­bil­der wieder!

Das lei­tet zurück zu der schon ange­führ­ten Kul­tu­renquete und den dort erreich­ten mög­li­chen neu­en Zuschuss­quel­len, etwa die Ver­ge­sell­schaf­tung des Schut­zes von Kir­chen­ein­rich­tun­gen aus denk­mal­schüt­ze­ri­schen Grün­den. Wenn, was in den Kir­chen ist, und in den Zim­mern der Pries­ter­schaft, zur Kunst oder zum Denk­mal oder zum Erbe erklärt wird – jedes Votiv­bild, jeder Kir­chen­chor, jede Ambo­ne, jeder Mär­ty­rer­kno­chen, jede Bibel älter als hun­dert Jah­re, jeder alte Opfer­stock und jeder neue lit­ur­gi­sche Gebrauchs­ge­gen­stand … – gehört das mit zur Auf­ga­be staat­li­cher Kul­tur­pfle­ge und zum staat­lich finan­zi­ell zu sichern­den Schutz von Kul­tur­gü­tern, über die nor­ma­le öffent­li­che Ord­nung hinaus?

Fazit

Das Bre­mer Ver­wal­tungs­ge­richt hat 2010 und abschlie­ßend 2012 in einem für den HVD zunächst posi­ti­ven Urteil bezüg­lich der bean­trag­ten Huma­nis­ti­schen Schu­le betont,[21] dass der Huma­nis­mus eine eige­ne Welt­an­schau­ung ist. Zwar durch­drin­ge Huma­nis­mus heu­te die gesam­te Gesell­schaft, doch das hei­ße nicht, dass eine Welt­an­schau­ung, nur weil sie sich durch­ge­setzt habe, kei­ne Welt­an­schau­ung mehr sei, wie sie der HVD ver­tre­te.[22] Der HVD Bre­men hat dann letzt­lich sei­ne Schu­le nicht geneh­migt bekom­men – weil das ein­ge­reich­te Kon­zept nicht genü­gend huma­nis­tisch-welt­an­schau­lich war, nicht „kon­fes­sio­nell“ genug, könn­te zuge­spitzt gesagt werden.

Zunächst kann auch für Chris­ten­tum und Kir­che fest­ge­stellt wer­den, dass es dort ähn­lich ist, weil es min­des­tens zwei christ­li­che Kon­fes­sio­nen gibt, und weil das Chris­ten­tum auch als Nicht-Kir­che, dar­un­ter als Kul­tur­ver­ein, exis­tiert. Es gibt christ­li­che Wert­vor­stel­lun­gen, die mit kirch­li­cher Lehr­au­tori­tät ver­tre­ten wer­den in den jewei­li­gen Kir­chen, und es gibt christ­li­che Wert­vor­stel­lun­gen, die säku­la­ri­siert sind oder in gro­ßem For­men­reich­tum in der Bevöl­ke­rung geglaubt wer­den – so etwas wie ein Kulturchristentum.

Dem folgt – nun bezo­gen auf Huma­nis­mus – die vom Bre­mer Gericht als Selbst­ver­ständ­lich­keit ange­nom­me­ne Unter­schei­dung zwi­schen einem all­ge­mei­nen und gesell­schaft­lich breit vor­kom­men­den Huma­nis­mus und einem spe­zi­el­len und gemein­schaft­lich orga­ni­sier­ten Huma­nis­mus (des HVD), der par­al­lel zu einem all­ge­mei­nen und zu einem evan­ge­li­schen, katho­li­schen usw. Chris­ten­tum „lebt“ und von den Orga­ni­sier­ten gepflegt wird.

Es ergibt sich zwei­er­lei aus unse­rer Betrach­tung. Ers­tens ist der Begriff des Lai­zis­mus unnö­tig bei der Ana­ly­se der Kul­tur­si­tua­ti­on, in der sich Reli­gi­ons­ge­sell­schaf­ten und Welt­an­schau­ungs­ge­mein­schaf­ten befin­den. Sie haben eben­so wenig eine Ände­rung ihrer Kon­sti­tu­ti­on vor wie der Staat eine sol­che von ihnen ver­langt. Was aller­dings zuneh­men wird, sind lee­re Kas­sen, Plu­ra­li­tät, kul­tu­rel­le Viel­falt, Medi­en­ein­fluss und der Druck auf die Ent­schei­der von denen, die nicht über kirch­li­che Pri­vi­le­gi­en ver­fü­gen. Es wird dabei um Gleich­be­hand­lung gehen. Dass sich hier dann noch Reli­gi­ons­ge­sell­schaf­ten und Welt­an­schau­ungs­ge­mein­schaf­ten gegen­über­ste­hen, inter­es­siert die and­ren immer weniger.

Das Pro­blem ist aber für Welt­an­schau­ungs­ge­mein­schaf­ten wie den HVD ein exis­ten­zi­el­le­res als für die Reli­gio­nen, gel­ten die­se doch noch immer als kul­tur­not­wen­dig. Es wird also dar­auf ankom­men, beim Kampf um öffent­li­che Mit­tel, dass das beson­de­re Pro­fil des Huma­nis­mus kennt­lich wird. Der HVD hat ein Legi­ti­ma­ti­ons­pro­blem – doch dies hat­ten Kon­fes­si­ons­freie schon immer. Aber: Es mag noch gelin­gen, eini­gen Anspruch auf Huma­nis­mus inner­halb der „säku­la­ren Sze­ne“ zu rekla­mie­ren – doch und ist Huma­nis­mus mehr als eine Welt­an­schau­ungs­or­ga­ni­sa­ti­on, so groß sie auch sein mag, zu reprä­sen­tie­ren vermag.

Fuß­no­ten

  1. Vgl. Medi­cus: Kul­tur­po­li­zei. In: Deut­sches Staats-Wör­ter­buch. In Ver­bin­dung mit deut­schen Gelehr­ten Hg. von Blunt­sch­li und Bra­ter, Bd.6, Stutt­gart, Leip­zig 1861, S. 157. – Peter Preu: Poli­zei­be­griff und Staats­zweck­leh­re. Die Ent­wick­lung des Poli­zei­be­griffs durch die Rechts- und Staats­ei­gen­schaf­ten des 18. Jahr­hun­derts. Göt­tin­gen 1983.
  2. Vgl. Horst Gro­schopp: Dis­si­den­ten. Frei­den­ker und Kul­tur in Deutsch­land (1997). 2. verb. Aufl., Mar­burg 2011.
  3. Vgl. Rudolph Pen­zig: Ohne Kir­che. Eine Lebens­füh­rung auf eige­nem Wege. Mit einem Geleit­wort von Wil­helm Böl­sche. Jena 1907.
  4. August Horn­ef­fer: Der Pries­ter. Sei­ne Ver­gan­gen­heit und sei­ne Zukunft. 2 Bde., Jena 1912.
  5. Vgl. August Horn­ef­fer: Aus mei­nem Frei­mau­rer­le­ben. Erfah­run­gen und Win­ke. M. e. Anh. v. Georg Thiel. Ham­burg 1957, S. 15, 46.
  6. Horn­ef­fer: Pries­ter, Bd. 2, S. 249, 354, 267, 269.
  7. Pen­zig: Ohne Kir­che, S. 241.
  8. Rudolph Pen­zig: Deut­sche Reli­gi­on. Ber­lin 1915, S. 6 f.
  9. Betref­fend Art. 23,6 die Rech­te der Län­der etwas selbst zu regeln; Art. 29 die Neu­glie­de­rung der Bun­des­re­pu­blik hat die gewach­se­nen kul­tu­rel­len Zusam­men­hän­ge zu beach­ten; Art. 73, 5a den Schutz des Kul­tur­gu­tes gegen Abwan­de­rung ins Aus­land; Art. 89 Lan­des­kul­tur und Was­ser­schutz.
  10. Peter R. Hof­stät­ter: Ein­füh­rung in die Sozi­al­psy­cho­lo­gie. 2. Aufl., Stutt­gart 1959, S. 92.
  11. Fried­helm Neid­hardt: Kul­tur und Gesell­schaft. Eini­ge Anmer­kun­gen zum Son­der­heft. In: Kul­tur und Gesell­schaft, Fest­schrift René König. Hrsg. von Fried­helm Neid­hardt, M. Rai­ner Lep­si­us und Johan­nes Weiss, Opla­den 1986, S. 13, 11.
  12. Hel­muth Pless­ner: Die ver­spä­te­te Nati­on (1935). In: Gesam­mel­te Schrif­ten, Bd. VI, Frank­furt a.M. 1982, S. 84.
  13. Imma­nu­el Kant: Idee zu einer all­ge­mei­nen Geschich­te in welt­bür­ger­li­cher Absicht (1794). In: Kant. Wer­ke. Aus­ga­be der Preu­ßi­schen Aka­de­mie der Wis­sen­schaf­ten. Ber­lin 1900ff., Bd. 8, S. 26.
  14. Die Cul­tu­ral Stu­dies Kon­tro­ver­se. Hrsg. von Andre­as Hepp und Cars­ten Win­ter. Lüne­burg 2003.
  15. Vgl. Hans Mai­er: Die älte­re deut­sche Staats- und Ver­wal­tungs­leh­re. Mün­chen 1980. – Franz-Lud­wig Kne­mey­er: Poli­zei. In: Geschicht­li­che Grund­be­grif­fe. His­to­ri­sches Lexi­kon zur poli­tisch-sozia­len Spra­che in Deutsch­land, Bd. 4. Hrsg. von Otto Brun­ner / Wer­ner Con­ze / Rein­hart Koselleck, Stutt­gart 1978, S. 875–897.
  16. Ernst Forst­hoff: Die Ver­wal­tung als Leis­tungs­trä­ger. Stutt­gart, Ber­lin 1938, S. 5 (Königs­ber­ger Rechts­wis­sen­schaft­li­che For­schun­gen, 2).
  17. Vgl. Ernst Müse­beck: Das Preu­ßi­sche Kul­tus­mi­nis­te­ri­um vor hun­dert Jah­ren. Stutt­gart, Ber­lin 1918.
  18. Vgl. Die­ter Grimm: Kul­tur­auf­trag im staat­li­chen Gemein­we­sen. In: Ver­öf­fent­li­chun­gen der Ver­ei­ni­gung der Deut­schen Staats­rechts­leh­rer, Nr. 42. Ber­lin / New York 1984, S. 47–79.
  19. Vgl. Räu­me der Begeg­nung. Reli­gi­on und Kul­tur in evan­ge­li­scher Per­spek­ti­ve. Eine Denk­schrift der Evan­ge­li­schen Kir­che in Deutsch­land und der Ver­ei­ni­gung Evan­ge­li­scher Frei­kir­chen. Güters­loh: Güters­lo­her Ver­lags­haus 2002. – Wesent­lich geprägt wird die­se Kon­zep­ti­on seit Jah­ren von der Kul­tur­be­auf­trag­ten der EKD, Petra Bahr. – Ich gebe zu, dass ich das Kul­tur­kon­zept des HVD wesent­lich alter­na­tiv dazu zu ent­wi­ckeln ver­such­te, solan­ge ich mich in poli­ti­schen Funk­tio­nen befand. – Vgl. Horst Gro­schopp: Rezen­si­on. In: 200 Jah­re Säku­la­ri­sa­ti­on, huma­nis­mus aktu­ell, Zeit­schrift für Kul­tur und Welt­an­schau­ung, Ber­lin 2003, H. 12, S. 120 f., S. 121: „Dem Huma­nis­ti­schen Ver­band ist zu emp­feh­len, sich offen­siv in die­se Debat­te über Kul­tur und Kir­che zu bege­ben und sie aus­zu­wei­ten in einen Dis­kurs über den Stel­len­wert von Religions‑, Welt­an­schau­ungs- und Kul­tur­ge­mein­schaf­ten im Sys­tem der öffent­li­chen Kul­tur­för­de­rung. Er kann hier nur gewin­nen.“
  20. Vgl. http://www.ekd.de/aktuell_presse/news_2007_01_26_3_freitag_zkk.html (abge­fragt am 6.9.2012).
  21. Vgl. Ver­wal­tungs­ge­richt der Frei­en Han­se­stadt Bre­men vom 25.2.2010. Az: 1 K 1209/09.
  22. Vgl. Horst Gro­schopp: Huma­nis­mus und Ethik­un­ter­richt. 25 The­sen. In: huma­nis­mus aktu­ell online, Text 2 / ein­ge­stellt: Juni 2010.

Quel­le: Horst Gro­schopp: Lai­zis­mus und Kul­tur. In: Ders. (Hrsg.): Huma­nis­mus – Lai­zis­mus – Geschichts­kul­tur. Aschaf­fen­burg 2013, S. 18–33 (Schrif­ten­rei­he der Huma­nis­ti­schen Aka­de­mie Ber­lin, Bd. 6).