Zwei Texte und Hinweise auf meine Beiträge zur Debatte
Im Humanistischen Verband Deutschlands gibt es aktuell eine Debatte über den Bekenntnischarakter des vom HVD als einer Weltanschauungsgemeinschaft vertretenen Humanismus. Das ist ein strategischer Perspektivendiskurs, der sich zum sonst in Deutschland und der Welt vorkommenden vielgestaltigen Humanismus zu verhalten hat, der in der Regel sich nicht bekenntnishaft darstellt bzw. erscheinen will. Einige führende Köpfe im HVD können mit diesem Theoretisieren wenig anfangen. Das ist verständlich, denn wer tagtäglich mit dem praktischen Humanismus voll zu tun hat, kann nicht auch noch abends bis Mitternacht in der Online-Zeitschrift „Humanismus aktuell“ lesen, wo die innere Debatte derzeit stattfindet und wo sich auch von mir Beiträge finden.
Theorie ist jedoch in einer Organisation immer eine arbeitsteilige Sache, die für andere und mit anderen erledigt wird, sonst bräuchten die Kirchen keine Theologie, keine entsprechenden Fakultäten und keine Akademien. Und nicht jeder Pfarrer oder Hospizmitarbeiter kann oder muss die Standpunktbildung direkt verfolgen, auch wenn sie sein Arbeitsfeld grundsätzlich berührt. Da hat dann die Kirche eine Bildungsaufgabe bzw., in den HVD übersetzt, der Verband. Nun hat der HVD derzeit (noch) keine Humanistik zur Verfügung, aus deren allgemeiner Theoriebildung er seinen weltanschaulich motivierten Anteil schöpfen könnte. Das Wenige, was überhaupt erscheint, steht innen zur Kenntnisnahme bereit und wird außerhalb des HVD vielleicht derzeit stärker beachtet als innen (so der Eindruck), wie die beiden neueren Texte, Humanismuskonfession und Humanismusstreit von Andreas Fincke zeigen.
Es freut Autoren, wenn sie zitiert werden, auch wenn die eigenen Texte damit oft überfordert sind. Denn wo wenige sich theoretisch äußern, da kann das Geschriebene als der Standpunkt des Ganzen erscheinen, wo es doch aber nur ein Beitrag ist.
Aber Eingreifen sollen die Äußerungen schon, zumal wenn es ans Eingemachte und um den künftigen Weg einer Organisation geht. Was Herr Fincke schreibt, ist nicht das Original, sondern eine (wenn auch objektive) Lesart, die auch einem zweckgeleiteten Blick folgen. Der zitierte Autor selbst ist nur für Positionen haftbar, die in seinen Texten selbst stehen. Deshalb möchte ich auf zwei konzeptionelle Ausführungen von mir verweisen, die sich in etwas versteckten neueren Publikationen finden:
Hinweis 1:
- Von den Dissidenten zu den Religionsfreien. Zur Konzeption einer Konfessionsfreienpolitik in Deutschland.
In: „Lieber einen Knick in der Biographie als einen im Rückgrat“, Festschrift zum 70. Geburtstag von Horst Herrmann, hrsg. von Yvonne Boenke, Münster 2010, S. 395–412.
Mein Artikel ist hier als PDF. Im Buch finden sich auch streitbare gegenteilige Auffassungen von Carsten Frerk und Ingrid Matthäus-Meier. Zu dem Buch gibt es eine Rezension von Armin Pfahl-Traughber.
Hinweis 2:
- Konfessionsfreie und Weltanschauungspflege.
In: Konfessionsfreie und Grundgesetz, hrsg. von Horst Groschopp. Aschaffenburg: Alibri Verlag 2010, S. 143–168 (Schriftenreihe der Humanistischen Akademie Deutschland, Bd. 3).
Hier ist eine Buchvorstellung. In der Publikation finden sich ebenfalls andere und auch kirchennahe Standpunkte
und zum Buch folgender Link.