Freidenker und Kultur in Deutschland

dissidenten_neu.jpgAn die­ser Stel­le fin­den Sie Rezen­sio­nen der 2., ver­bes­ser­ten Auf­la­ge, mei­nes 1997 erst­mals erschie­ne­nen Buches. Eine ers­te Bespre­chung erschien am 18. Novem­ber beim hpd (hier eine wei­te­re Rezen­si­on). Lesen Sie auch ein Inter­view in der diesseits.

In Medi­en und Poli­tik wird in Deutsch­land aktu­ell über­reich­lich „unse­re jüdisch-christ­li­che Kul­tur“ betont. Der Wunsch bestimmt den Gedan­ken, denn über 35 Pro­zent der heu­ti­gen deut­schen Bevöl­ke­rung ist kon­fes­si­ons­frei – frü­her wur­de „kon­fes­si­ons­los“ gesagt. In die­ser Grup­pe fin­den sich vie­le Welt­an­schau­un­gen: Agnos­ti­ker, Athe­is­ten, Evo­lu­tio­nis­ten, freie Chris­ten, säku­la­re Juden und Mus­li­me, Frei­den­ker, Huma­nis­ten oder ein­fach nur Gott- oder Nichtgläubige.

Die­se Men­schen nann­te man bis 1936 stan­des­amt­lich „Dis­si­den­ten“. Das vor­lie­gen­de Buch erzählt ihre Ent­ste­hungs­ge­schich­te als Kul­tur­vor­gang, berich­tet, war­um und in wel­chen Varia­tio­nen sie Glau­bens­frei­heit for­der­ten, für die Tren­nung von Staat und Reli­gi­on sowie von Schu­le und Kir­che ein­tra­ten und was ihre Ver­bän­de poli­tisch woll­ten und unternahmen.

Die alten Über­le­gun­gen wir­ken bis in unse­re Gegen­wart. Sie gin­gen in die Wei­ma­rer Ver­fas­sung und von dort ins Grund­ge­setz ein. Auch lebens­welt­lich tra­die­ren sie sich, geht es doch auch heu­te um Ethik‑, Lebens­kun­de- und Reli­gi­ons­un­ter­richt, Ster­be­hil­fe, „gebo­re­ne Ver­bre­cher“, „kul­tu­rel­le Ver­er­bung“, „Hoo­li­gans“ und um Huma­nis­mus. Jetzt wird gefragt, was die Inter­es­sen der Kon­fes­si­ons­frei­en gegen­über den noch mäch­ti­gen Kir­chen sind und wie sie sich orga­ni­sie­ren soll­ten, um ihren Ansprü­chen Gehör zu ver­schaf­fen. Da lohnt sich ein Blick in die Zeit, als die Kon­fes­si­ons­frei­en noch Dis­si­den­ten hießen.

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