Humanismusunterricht ist die Information und Unterweisung von Kindern und Erwachsenen in Prinzipien und Wissensbestände, Theorie und Geschichte des Humanismus. Dabei sind verschiedene Diskussions‑, Handlungs- und Ergebnisebenen zu unterscheiden. Besonders das persönliche Erleben gesellschaftlicher und staatlicher Institutionen wirkt unterrichtend. Folgen die Wertgefüge, Normen, Gesetze, Einrichtungen, Regeln, Rituale humanistischen Standards, können sie eine sozialisierende Funktion in Richtung Humanisierung haben. Das sind aber alles offene Fragen. Vor allem kommt es darauf an, das seltene Weltanschauungsfach Lebenskunde in einem allgemeineren Humanismusunterricht zu verorten, Lebenskunde nicht als den Humanismusunterricht schlechthin zu sehen, wozu seine Anbieter neigen, und das Schulfach Ethik aufzuwerten.
Lebenskunde ist ein Programm, dass solchen Humanismusunterricht erstrebt, befördert, betreibt, ein pädagogisches Prinzip und ein 1920 erstmals in Berlin-Adlershof eingeführtes Schulfach. Es ist weniger eine Kunde vom Leben als Einführung in ethische Standards und insofern ein Weltanschauungsunterricht, kein “neutraler” Ethikunterricht, sondern eine weltanschauliche Variante; gedacht in Konkurrenz zum Religionsunterricht.
Humanistische Lebenskunde stellt in den Bundesländern Berlin und Brandenburg und an humanistischen Schulen in Bayern eine Alternative zum Religionsunterricht dar. Das Fach wird in Berlin und Brandenburg von der Weltanschauungsgemeinschaft „Humanistischer Verband Deutschlands“ (HVD) angeboten, der 1993 aus der Freidenkerbewegung hervorging, und in Bayern von der “Humanistischen Vereinigung”, die aus dem “Bund für Geistesfreiheit Bayern” (bfg) hervorging und zwischendurch Mitglied im HVD war.
Ausdrücklich verwiesen wird auf das im Juli 2020 erschienene Buch Weltliche Schulen und Lebenskunde. Dokumente und Texte zur Hundertjahrfeier ihrer praktischen Innovation 1920. Mit zahlreichen Abbildungen. Aschaffenburg: Alibri Verlag 2020, 292 S., ISBN 978–3‑86569–219‑1 (Humanismusperspektiven, Band 8; 28 €).
Hier geht es zum Flyer, hier zur Bestellmöglichkeit beim Verlag, zum Inhalt und Probekapitel über die vergeblichen (von Konservativen und den Kirchen verhinderten) Versuche, “weltliche (bekenntnisfreie) Schulen” in einem Reichsschulgesetz zu verankern. Hier erfolgt die Verlinkung zum Interview mit dem Humanistischen Pressedienst (hpd), u.a. zu der Frage, in welcher Tradition der HVD steht und warum sich dies in Kontrast steht zu dem befindet, was er selbst derzeit als Geschichte der HVD-Lebenskunde mitteilt. – Hier eine Rezension von Siegfried R. Krebs. Hartmut Kreß hat das Buch für das “Institut für Weltanschauungrecht” besprochen und Franzisca Klein am 5.11.20 im “Neuen Deutschland” (S. 18). Ende des Jahres 2020 versandte der Historiker Holger Czitrich-Stahl seine Rezension, die 2021 in den “Mitteilungen” des Förderkreises Archive und Bibliotheken der Arbeiterbewegung erscheinen wird. Die Online-Zeitschrift “humanismus aktuell” veröffentlichte Anfang Februar 2021 eine Rezension von von Dieter Reichelt. Der unten angeführte Aufsatz ist eine Kurzfassung der verfassungsrechtlichen Zusammenhänge.
Mein Buch enthält S. 42, Fn. 20, Schwurszene beim von Penzig verweigerten religiösen Doktoreid eine bedauerliche Falschmeldung des Autors, die wohl auf falsches Vertrauen in ein schlechtes Gedächtnis zurückzuführen ist. Hier geht es zur richtigen Darstellung.
Durch Klick auf den Titel der unten stehenden Dateien öffnet sich diese u. a. im PDF-Format*
2020 | Hundert Jahre weltliche Schule und Lebenskunde – Aufsatz* |
2019 | Ethikunterricht in Deutschland – Aktueller Stand |
2016 | Humanismusunterricht und Lebenskunde – Grundsätzliches |
2005 | Kulturkampf um die Schule – Aufsatz* |
2002 | Freigeister und Humanistische Lebenskunde – Vortrag* |
2001 | Lebenskunde als Weltanschauungsunterricht – Dieser Aufsatz* ist Teil des Begleitheftes (humanismus aktuell 8)* zur Ausstellung “Denket selbst – 80 Jahre Lebenskunde 1920–2000” Berlin-Johannisthal, Dokumentation der Konferenz im Februar 2001 – hier geht es zur Dokumentation der Ausstellung |